Spreepark Berlin – Die Geschichte des verlassenen Freizeitparks. Der Kulturpark Plänterwald in Berlin, der 1969 zum 20-jährigen Jubiläum der DDR eingeweiht worden war das Aushängeschild der noch damals jungen Republik. Nach dem Mauerfall wurde er als Spreepark modernisiert und weiter betrieben – bis zur Insolvenz 2001. Urbexplorer Reisen hat das weitläufige Gelände bei mehreren Führungen besucht und erklärt euch in diesem Artikel, wie die Zukunft des Geländes aussehen soll.
Inhaltsübersicht
Freizeitpark erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Wer von der Oberbaumbrücke aus an der Spree entlang durch den Treptower Park spazieren geht, kann schon von Weitem das alte rote Riesenrad sehen, das zwischen den Bäumen des Plänterwalds hervorragt. Bis vor einigen Jahren hat es sich noch vom Wind angetrieben mit lautem Getöse gedreht. Mittlerweile hat sich auch hier der Rost angesetzt, deshalb steht es mittlerweile komplett still. Seit einigen Wochen hat aber eine aufwändige Sanierung des mächtigen Riesenrades begonnen.
Seit Anfang Januar wird an dem 45 Meter hohen Riesenrad geschraubt. Zuerst wurden die 40 Gondeln abgenommen, anschließend geht es an die 40 Speichen, 8 Masten und an den Kranz. Mit drei Kränen sollen die Teile Stück für Stück abgebaut werden. Abgeschlossen sein soll der Rückbau bis Anfang März. Die Teile sollen danach auf weitere Nutzung untersucht und ab 2023 restauriert werden. Größere Teile sollen zusätzlich geröntgt werden. Die veranschlagten Kosten für die Sanierung sind stolze vier Millionen Euro.
Das Riesenrad soll sich ab 2024 wieder drehen
Warum wird das 220 Tonnen schwere Riesenrad jetzt saniert? Bei einer Umfrage sei deutlich erkennbar geworden, wie sehr das Herz der Berliner an ihrem Riesenrad hängt. Der Umgang mit den Besonderheiten dieses Ortes müsse behutsam sein und erhaltenswerte Maßnahmen sollten berücksichtigt werden. Wieder drehen soll sich das Riesenrad voraussichtlich im Jahr 2024, dann soll der Kernbereich des Parks eröffnet werden. Es soll dann auch in neuem Glanz erstrahlen: Beleuchtet durch zeitgenössische Lichtkunst, entworfen von Künstlern und Ingenieuren. Erste Entwürfe sollen in diesem Jahr vorgestellt werden.
Die Geschichte des Spreepark Berlin
Es war im Jahr 1969, als sich die Hauptstadt der DDR zu ihrem 20. Geburtstag das schönste Geschenk selbst machte: den Vergnügungspark im Plänterwald. Für den Kulturpark hatte man im nicht-sozialistischen Ausland für schwindelerregende 20 Millionen Valuta-Mark Karussells gekauft und spätestens nach dem DEFA-Kinderfilm „Spuk unterm Riesenrad“ aus dem Jahr 1979, in dem drei Gespenster aus der Geisterbahn auf einem fliegenden Staubsauger Richtung Harz türmten, kannte in der DDR den „Kulti“ jedes Kind. Als die Mauer fiel, erging es ihm dann wie so vielen anderen Betrieben in der DDR: Er wurde geschlossen.
Nach der Wiedervereinigung begann der Niedergang
Anfangs sah es sehr vielversprechend aus, denn das Ehepaar Pia und Norbert Witte, erfolgreiche Schausteller aus Westdeutschland, brachten wieder Leben in den Spreepark, wie der Vergnügungspark nun hieß. Es wurde einiges abgerissen, vieles modernisiert und aufgebaut, der Aufschwung Ost nahm an diesem Ort vorbildhaft Gestalt an. Doch das Geschäft mit den Fahrgeschäften brachte nicht genug Gewinn ein. Im November 2001 verließ die Familie Witte von einem Tag auf den nächsten den Plänterwald Richtung Peru – und nahmen auch sechs der Fahrgeschäfte mit.
Was blieb und sich irgendwie wegtragen ließ, wurde in den folgenden Jahren von Vandalen und Plünderern gestohlen, die im Park ihr Unwesen trieben. Auch Fans von Lost Places verschafften sich Zutritt zum Gelände und ließen sich vom zunehmend morbiden Charme der verfallenden Fahrgeschäfte inspirieren. 2014 kaufte das Land Berlin den Spreepark zurück. Ab 2016 ist die landeseigene Grün Berlin GmbH mit der Zuständigkeit für das Areal betraut. Zusammen mit Architekten und Bürgerbeteiligungen soll aus dem einstigen Lost Place ein Park neuen Typs mit Kunst, Kultur und Natur geschaffen werden.
Derzeit noch ein trostloser Eindruck
Zurzeit macht der einstige Vergnügungspark einen eher trostlosen Eindruck. Dinosaurier liegen geköpft im Gras, Achterbahngleise führen ins Nichts, Karussells rosten vor sich hin, verfallene Gebäude sind von Gestrüpp umgeben, die Natur wuchert wild. All das konnte man sich noch bis November während Führungen ansehen, die von der Grün Berlin GmbH angeboten wurden. Ein richtiger Vergnügungspark soll es jedoch nicht mehr werden, eher eine Mischung aus Naherholungsgebiet und Begegnungsstätte für Kunst- und Kulturinteressierte. Auf Teilen des Areals soll jedoch auch der Lost-Place-Charakter erhalten bleiben, den der Spreepark sich mit seinem zunehmendem Verfall angeeignet hat. So soll etwa die alte Grand-Canyon-Achterbahn stehen bleiben, als Erinnerung an die alten Zeiten. Man wolle eine Brücke schlagen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, heißt es auf der Webseite von Grün Berlin.
Schrittweise Öffnung ist ab 2022 geplant
Wie Grün Berlin in ihrer Pressemitteilung schreibt, hat man in den letzten Jahren in einem intensiven Dialog mit der Bevölkerung einen Rahmenplan für den neuen Spreepark konzipiert. Erste Bereiche könnten bereits im Laufe des Jahres 2022 öffnen. Schon jetzt hat die Sanierung des sogenannten Eierhäuschens begonnen, dieses soll wieder ein Ausflugslokal werden mit einem großen Biergarten direkt am Wasser. Zusätzliche Parkplätze sollen übrigens nicht entstehen, im Sinne einer städtebaulichen Neuorientierung und um die Natur so wenig wie möglich zu stören, sollen hier alternative Verkehrskonzepte installiert werden. Geplant ist das die Besucher das Gelände mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Fähre, Fahrrad oder zu Fuß erreichen.