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Lost Places Fototour VEB Linoleumwerk im Sebnitztal
Geheime Orte Sachsen: Die Siedlung Kohlmühle ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Hohnstein in der Sächsischen Schweiz und liegt im malerischen Sebnitztal. Ein ungewöhnliches Bauwerk für diesen von Natur umgebenen Ort ist das riesige Gebäude des Linoleumwerkes Kohlmühle. Durch seine einzigartige Bauweise aus Backstein steht es seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Bereits in den Jahren 1901/1902 wurde die erste Industriefabrik für Papier- und Pappenherstellung eröffnet.
Die Eduard Keffel AG Tannenbergsthal übernahm 1906 das Werk mit dem Schwerpunkt der Kunstleder- und Wachstucherstellung. 1921 begann die Produktion von Tisch- und Drucklinoleum. 1931 Übernahme der Lederpappenfabrik Planitz. In den Kriegsjahren von 1939- 1945 wurde die Fabrik auf Kriegsproduktion für die Junkerswerke aus Dessau umgestellt. Die Maschinen und Anlagen wurden in den Nachkriegsjahren durch die sowjetische Militäradministration demontiert und als Reparationsleistungen in die UdSSR gebracht.
Im Jahr 1949 Gründung der VEB Linoleum Kohlmühle
Mit der Gründung der DDR wurden viele Fabriken und Unternehmen zu volkseigenen Betrieben umgewandelt. Diese wurden auch gleichzeitig modernisiert und erweitert. 1952 erhielt das Werk den neuen Namen VEB Linoleumwerk Kohlmühle. Zu großen Teilen erfolgte ab den späten 1960er Jahren der Einbau von Technologien aus Westdeutschland, um mit der Produktion konkurrenzfähig zu sein. In dieser Zeit war der Betrieb einer der modernsten Hersteller von Fußbodenbelägen mit hohen Sicherheitsstandards. 1967 begann die Produktion von PVC-Fußbodenbelägen.
Nach der Wende 1989 – Umfirmierung und Insolvenz im Jahre 2013
Nach der Wende erfolgte die Umfirmierung zur Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH. Das Unternehmen konnte sich trotz zahlreicher Herausforderungen mit der Linoleumproduktion bis in das Jahr 2013 halten. Da aufgrund von Preisdumping die Profitabilität immer niedriger wurde, konnte man auch nicht in die Instandsetzung und Erneuerung der Maschinen und Produktionsmittel investieren.
Am 25. November 2013 wurde das Insolvenzverfahren für die Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH eröffnet (AZ: 534 IN 1917/13). Im März 2014 erfolgte die Stilllegung des Betriebes. Aufgrund der Insolvenz der Firma kam es am 31. Mai 2016 zur Versteigerung und zum Verkauf. Allerdings haben die Erwerber auf Grund zahlreicher Schäden und Kontaminationen selbst erheblichen Zweifel an einer schnellen und umfassenden Sanierung.
Altlasten und radioaktives Material belasten die Umwelt im Jahr 2015
Durch eine Havarie ist es im Jahr 2015 zu einer Kontaminierung des nahe gelegenen Flusses Sebnitz gekommen. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gelangten etwa fünf Kubikmeter Dioctylphthalat in das Wasser. Dabei handelt es sich um eine organische chemische Verbindung, diese reagiert neutral, ist wasserunlöslich, ölig, farblos bis klar gelb und schwach wassergefährdend.
Die Chemikalie, die industriell als Weichmacher eingesetzt wird, ist ein Überbleibsel der Produktion von PVC-Belag. Am 20.09.2015 erfolgte ein Gefahrguteinsatz der Freiwilligen Feuerwehr bei Likolit in der Kohlmühle und drei leere Behälter mit radioaktivem Strahlensymbol mussten geborgen werden. Bei Likolit wurde früher radioaktives Material für Prüf- und Messverfahren eingesetzt.
Viele Baustellen – Eine gewaltige Aufgabe steht vor dem neuen Eigentümer
Mit der Entkernung und geplanten Renovierung der ehemaligen Fabrik hat sich der neue Besitzer einer gewaltigen Aufgabe gestellt. Das komplette Werk ist vom Keller bis unters Dach voll mit Altlasten. Mitunter sind viele im Werk lagernde Substanzen noch gar nicht dokumentiert. Auch auf unserer ersten Fototour durch die Fabrikhallen im Mai 2021 entdeckte ich stellenweise einige Substanzen, die in rostenden Behältern vor sich hingammeln oder auf dem Boden verteilt liegen oder in undefinierbaren Laugen schwimmen.
Spannende Fototour für Lost Places Fotografen
Fotospots Sachsen: Erlebe eine spannende Lost Places Fototour in einem düsteren Industrieobjekt. Du kannst in der ehemaligen Linoleumfabrik bis zu 6 Stunden fotografieren. Und so viel ist klar, die Zeit reicht bei weitem nicht aus, um hier alles zu entdecken. Einfach gigantisch erscheinen die Räume und die Fotografien lauern hinter jeder Ecke.
Noch ist hier der Lost Place Charakter voll vorhanden. Es erwarten dich viele Details aus dem Arbeitsalltag und rostige Geräte. Im Preis enthalten ist eine fachkundige Begleitung durch einen Guide vom Team Urbexplorer sowie historische Hintergründe mit historischen Fotos und Legenden. Die Höchstteilnehmerzahl von 15 Lost Places Fotografen garantiert einen privaten Charakter und ein ungestörtes Fotografieren.
Siehe auch: Lost Places & Abenteuerreisen