Die ehemalige Lungenheilstätte in Kolkwitz

Ehemalige Lungenheilstätte Kolkwitz Lost Places Fototour
Ehemalige Lungenheilstätte Kolkwitz Lost Places Fototour

Geschichte der Lungenheilstätte Kolkwitz

Tief in den Wäldern Brandenburgs liegt das geschlossene Klinikum Kolkwitz. Dieses war ursprünglich eine Lungenheilstätte für Tuberkulosekranke. Ende des 18. Jahrhunderts erkrankten viele Menschen an der Lungentuberkulose. Es entstanden zunehmend auch im waldreichen Gebieten sogenannte Kurstätten, denn die frische Luft der Gegend förderte den Genesungsprozess. Tuberkulose ist Anfang des 19. Jahrhunderts eine weit verbreitete Krankheit, mit oft tödlichem Ausgang.


Die ehemalige Lungenheilstätte
Die ehemalige Lungenheilstätte Lost Places Fototour

Die Landesversicherungsanstalt Brandenburg wendet sich an die Stadt Cottbus, um betroffenen Menschen zu helfen und ihr Leiden zu lindern. Daraufhin schenkt die Stadt Cottbus der Landesversicherungsanstalt ein Grundstück in Kolkwitz, mit einer Größe von ca. 16 Hektar, zur Errichtung einer Lungenheilstätte. Der frühere Oberbürgermeister Paul Werner und Prof. Dr. Carl Thiem machen sich für die Anlage einer solchen Heilanstalt im Stadtforst von Cottbus stark.

Nach kurzer Bauzeit wurde die Heilstätte eröffnet – Dr. Robert Koch kam zu Besuch

Schon nach eineinhalb Jahren konnte das Sanatorium am 13. Juni 1900 eingeweiht werden. Kurz nach der Eröffnung besuchte Dr. Robert Koch die Heilstätte und brachte sein entwickeltes Tuberkulin zur Erprobung mit, was aber bei der Therapie zunächst erfolglos blieb. Die Lungenheilstätte in Kolkwitz hatte zu Beginn schon einen hohe jährliche Auslastung von 99,3%. Sie ist zu dieser Zeit besonders auf die Behandlung weiblicher Tuberkulose-Patienten spezialisiert. Im Raum Cottbus sind viele Arbeiterinnen die in der Textilindustrie beschäftigt sind, von der Infektionskrankheit betroffen.

Die ehemalige Lungenheilstätte Lost Places Fototour
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Die Heilstätte ist bereits im Jahr 1912 mit einem modernen Röntgengerät sowie einem Operationszimmer ausgestattet, die somit eine umfassende medizinische Versorgung sichern. Um die Ansteckungsrate zu minimieren herrschte zur Außenwelt eine gewisse Abgrenzung. Auf dem Gelände befand sich eine Schweinemast, ein Damen- und Herrenfriseur, eine Zahnklinik und eine Gärtnerin. Der größte Teil des Klinikpersonals wohnte zu dieser Zeit auf dem Gelände der Heilstätte.

Die ehemalige Lungenheilstätte Lost Places Fototour
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Die Therapie in Kolkwitz beruhte zunächst auf konservativen Maßnahmen, bis ab 1949 mit der Lungenchirurgie begonnen wird. Typische Behandlungsmethoden sind unter anderem vorerst das Einhalten einer strengen Bettruhe über Freiluftkuren, bis hin zur Aerosoltherapie. Zur Behandlung der Krankheit bietet die Lage der Heilstätte optimale Voraussetzungen für eine schnelle und gute Genesung.

Wirtschaftliche Probleme nach dem 1. Weltkrieg – Anstieg der Tuberkulosefälle

Nach dem 1. Weltkrieg wird der Heilstättenbetrieb zeitweise eingestellt, weil die finanziellen Mittel fehlen. Erst 1924 normalisiert sich der Betrieb wieder. Besonders notwendig ist dies, weil die Zahl der Tuberkulose – Erkrankten erneut ansteigt. Zum Ende des 2.Weltkrieges ist die Heilstätte in Kolkwitz hauptsächlich von Patienten aus dem Carl-Thiem-Klinikum belegt, weil dieses fast vollständig durch einen Bombenangriff zerstört wurde.

Die ehemalige Lungenheilstätte Lost Places Fototour
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Ab etwa 1970 zogen immer mehr Abteilungen des Cottbusser Klinikums nach Kolkwitz, die auch Akademiestätte der ärztlichen Fortbildung wurde. Einst gehörte die Lungenheilstätte ganz zum Carl-Thiem-Klinikum Cottbus. Mit dem Rückgang der Tuberkulose in der DDR zieht die orthopädische Klinik ein und Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, kommen nach Kolkwitz zur Rehabilitation.

Sinkende Tuberkulosezahlen zu DDR Zeiten und Umbau zur Rehaklinik

Durch sinkende Fallzahlen der Tuberkulose wendet sich das Spektrum der Lungenkrankheiten. Während im Jahre 1938 bei einer Anzahl von 10.000 Erkrankten 6,2 sterben, sind es im Jahre 1949, bei einer Anzahl von 10.000 Erkrankten, 11,2 Menschen, die aufgrund der Folgen der Krankheit sterben. Auch heute gibt es noch zahlreiche Fälle von Infektionen. So werden zum Beispiel im Jahre 2013 4.318 Fälle dem Robert-Koch-Institut gemeldet.

Die ehemalige Lungenheilstätte Lost Places Fototour
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Seit dem Jahr 2007 steht das Gebäude leer. Das Gebäude wurde verkauft. Wie ein verlassenes Märchenschloss wirkt das Gebäude auch noch heutzutage mit seinem Park und Türmen. (Autor des Entwurfs der ebenso malerischen wie zweckmäßigen Anlage war Landesbaurath Goecke.) Der Park wurde unter fachlicher Leitung von Parkdirektor Georg Bleyer aus Branitz, der dort mit der Pücklerischen Intentionen befasst war, gestaltet.

Siehe auch: Lost Places & Abenteuerreisen

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