Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg nach Qom. Auf dem Weg dorthin besuche ich das Imam Chomeini Mausoleum. Dieses habe ich auch schon auf dem Weg vom Internationalen Flughafen nach Teheran gewaltig und prunkvoll ausgeleuchtet in der Nacht gesehen.
Das Imam Chomeini Mausoleum ist die letzte Ruhestätte Imam Chomeinis. Sein Ableben erfolgte am 3.6.1989 in Teheran und wurde bei dem Märtyrer-Gräberfeld Behescht-e-Zahra bei Teheran begraben. Über seinem Grab wurde ein Mausoleum errichtet. Sein Mausoleum hat vier Minarette mit jeweils 91 m Höhe. Die Höhe von 91 m entsprechend seinem Alter nach Mondjahren.
Das Mausoleum liegt ca. 8 km südlich von Teheran und 25 km vom internationalen Imam-Khomeini-Flughafen entfernt. Sein Standort wurde in Nachbarschaft zu den Grabstätten der Märtyrer der islamischen Revolution gewählt. Wichtige Verbindungswege des Landes führen durch dieses Gebiet. Der Baukomplex besteht aus der Grabmoschee und den umliegenden Plätzen und Anlagen. In Zukunft soll die gesamte Anlage Bestandteil eines noch viel größeren Komplexes namens „Schahre Aftab“, (Stadt der Sonne) sein. Die Stadt der Sonne schließt auf einer Fläche von 10 Tausend Hektar Universitäts- und Forschungsgelände, Handels- Kultur- und Dienstleistungsbereiche für die Pilgergäste an die Grabstätte an.
Die Imam-Khomeini-Grabstätte steht auf einer Fläche von 16 Tausend Quadratmetern. Vorläufige aus Metall bestehende Bestandteile sind inzwischen unter Verwendung von Beton zu ständigen Bautrakten geworden. Aufgrund des Entwurfes für ein beständiges Bauwerk wurde eine Einteilung der heiligen Stätte in 9 Teile vorgesehen. Im mittelsten Teil steht das so genannte „Zarih“, das große Schreingitter, über dem sich die Hauptkuppel wölbt. Das jetzige Schreingitter misst 8 mal 10 m und ist 5 m hoch. Es besteht aus Aluminium. Aber das neue Schreingitter, an dem Isfahaner Künstler arbeiten, soll 10 mal 10 m groß sein. Die Höhe bleibt die gleiche. Wie bei den iranischen Pilgerstätten ist auch das neue Schreingitter des Imams traditionell gestaltet. Es ist aus Stahl und wird unter Verwendung von anderen Metallen verziert. Architektonisch interessant ist, dass die insgesamt 16 tausend Quadratmeter große Decke dieser heiligen Grabstätte von nur 4 Säulen getragen wird.
Die Höhe der Hauptkuppel ist dreifach gestuft. Die ersten 42 m Kuppelhöhe erinnern an das Jahr 1342 persischer Zeitrechnung (1963 n.Chr.) und den offenen Beginn der Protestbewegung Imam Chomeinis gegen den Schah. Der nächsthöhere Kuppelabschnitt liegt bei 57 m und erinnert an das Jahr 1357 (1979 n.Chr.), das Jahr in dem die Revolution siegte. Die höchste Wölbung von 68 m Höhe entspricht dem Jahr 1368 (1989), dem Jahr, an dem Imam Chomeinis zu seinem Herrn zurückkehrte.
Es sind immer Pilger in der Grabstätte und an Festen, oder zum Jahrestag seines Dahinscheidens, sowie im Monat Ramadan, insbesondere den Nächten der Bestimmung sowie den ersten zehn Tagen des Monats Muharram ist die Grabstätte überfüllt.
Im östlichen und im westlichen Teil wurden für die Pilger zwei große Moscheenhöfe eingerichtet, sie nennen sich „Sahn“. Einer davon heißt „Sahn der Märtyrer“ und der andere wurde nach dem ältesten Sohn Imam Khomeinis „Agha Mostafa Khomeini-Sahn“ genannt. Jeder dieser Innenhöfe umfasst 22 Tausend Quadratmeter. Über einen dieser Innenhöfe betritt der Pilger die eigentliche Heilige Stätte.
Jeden dieser beiden Moscheenhöfe schmücken 4 große schön verzierte Torbögen, die so genannten „Sardar“. Die beiden Torbögen im Norden und Süden der Moscheenhöfe überragt jeweils eine türkisfarben gehaltene Kuppel. Die Pfeiler sind aus Beton und das Gewölbe aus Zink. Die Torbögen schmücken traditionelle Kachelmosaike. Somit hat die Gesamtanlage also fünf Kuppelgewölbe. Die Zahl fünf erinnert an die fünf Leute des Umhangs.
Die Minarette des Mausoleums sind aus Metall und die Hauptkuppel ist mit einem metallenen Belag versehen, der golden glänzt. Minarette und Kuppel sind schon von weitem zu sehen. Die architektonische Anlage der Ruhestätte Imam Chomeinis vereint traditionelle iranische und religiös geprägte Architektur sowie moderne Baukunst. Es handelt sich um einen Betonbau, der einem Erdbeben von einer Stärke von 8 auf der Richter-Skala standhält und für dessen weitere Gestaltung anderes Gesteinsmaterial herangezogen wurde. Ungefähr eine Fläche von 85 Tausend Quadratmeter ist mit mindestens 230 verschiedenen Gesteinssorten Irans in weiß, blassrosa, rot, gelblich, grau, schwarz und grün ausgeschmückt. Viele Künstler waren am Werk: Mosaikleger, Kalligraphen, Maler. Die schönsten Resultate ihres Wirkens finden sich an den Torbögen der Moscheenhöfe. Einen von diesen Torbögen schmücken Qur’an-Verse in Sols-Schrift. Steinmetze haben sie kunstvoll als Einlegearbeit in schwarz auf grünem Marmoruntergrund dargestellt.
Nach einer kurzen Stärkung fahre ich weiter in das etwa 100 Kilometer entfernte Qom. Mir wurde schon in Teheran gesagt das Qom die konservativste Stadt im Iran ist. Wenn in Teheran die meisten Frauen in der Öffentlichkeit das Kopftuch wie ein Accessoire locker um den Hinterkopf legen und eher figurbetonte lange Hosen und Oberteile tragen so dominiert auf den Straßen von Qom der traditionelle Tschador. Die Stadt ist eine der heiligen Städte der Schiiten. Qom ist auch mit dem Ursprung der iranischen Revolution verbunden denn Imam Chomeini eröffnete hier seine erste Koranschule. Die Koranschule wurde um das Mausoleum der Fatima Masuma gebaut, der Schwester Imam Ali Ridhas, und ist eine der wichtigsten Bildungsstätten für Geistliche. Unter anderem werden dort auch europäischstämmige Geistliche in europäischen Sprachen ausgebildet.
Auch heute ist die Stadt das spirituelle Zentrum des schiitischen Islam. Es gibt auch heute viele Koranschulen und unzählige Geistliche prägen das Stadtbild. Trotzdem haben mich die Menschen aufgeschlossen und freundlich aufgenommen. Sehr viele grüßten mich auf der Straße und machten Erinnerungsfotos auch die obligatorische Einladung zum Tee fehlte hier auch nicht mit anschließendem „Smalltalk“ über „Gott und die Welt“. Trotz meiner anfänglichen Skepsis hat mich die Stadt überrascht und bleibt mir als ein überaus positives Erlebnis in Erinnerung. Am Abend fahre ich weiter in Richtung Kashan.
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