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Salzbergwerk in Polen: Ein Lost Place voller Geschichten
Manchmal fühlt es sich an, als würde die Zeit an verlassenen Orten stillstehen. Das ehemalige Salzbergwerk in Wapno, Polen, ist so ein Ort. 2016 war ich auf einer meiner Lost Places Fototouren unterwegs und stolperte – mehr oder weniger zufällig – über dieses beeindruckende, aber auch tragische Relikt vergangener Industriekultur.
Schon von weitem ziehen die roten Backsteinfassaden mit ihren zahllosen Fenstern die Blicke auf sich. Die einstigen Fördertürme, die stolz in den Himmel ragten, wirken heute wie stumme Mahnmale einer vergangenen Ära. Doch die wahre Magie dieses Ortes offenbart sich erst, wenn man einen Blick in die verschiedenen Hallen und Gebäude wagt. Vorsichtig natürlich, denn die Einsturzgefahr ist nicht zu unterschätzen – der Zutritt ist offiziell streng verboten.

Eine Reise in die Vergangenheit
Das Salzbergwerk in Wapno wurde 1911 gegründet und war einmal das größte seiner Art in Polen. Die Geschichte beginnt jedoch schon früher: Bereits 1828 begann hier der Abbau von Gips, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde unerwartet Salz unter der obersten Gipsschicht entdeckt. Eine revolutionäre Abbaumethode mit Gefrierwänden hielt das Wasser fern – zumindest eine Zeit lang.
In den 1960er Jahren erlebte das Bergwerk seine Blütezeit. Jährlich wurden mehr als 400.000 Tonnen Salz gefördert, und es fand seinen Weg nach halb Europa und sogar bis nach Nigeria. Der Stolz der Region war allerdings nicht von Dauer.

Der verhängnisvolle Sommer 1977
Die Katastrophe, die das Ende des Bergwerks besiegelte, war eine Kombination aus menschlichem Risiko und den Launen der Natur. In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1977 geschah das Unvorstellbare: Ein massiver Wassereinbruch überflutete die Grube und zerstörte Ebene III komplett.
[amazon box =”B08T6WM9P6 “]Doch das Wasser blieb nicht im Bergwerk. Es suchte sich seinen Weg in die umliegenden Gebiete, erschütterte Häuser, und einige der Gebäude wurden durch die Wucht der Erdeinstürze komplett zerstört. Viele Menschen mussten evakuiert werden. Es war ein tiefer Einschnitt in das Leben der Bewohner, die ihre Arbeit und ihr Zuhause verloren. Die Regierung jener Zeit versuchte, die Tragödie zu verschweigen. Ein Kapitel polnischer Geschichte, das nie in die offiziellen Chroniken aufgenommen werden sollte – zumindest damals nicht.
Mein Besuch 2016: Faszination und morbide Ästhetik
Als ich 2016 auf dem Gelände stand, war die Atmosphäre schwer zu beschreiben. Einerseits die morbide Ästhetik der verfallenen Hallen, andererseits das Wissen um die Tragödie, die sich hier abgespielt hatte. Besonders beeindruckte mich das alte Kraftwerk. Dort fand ich noch Überreste der Dampfmaschine – ein gigantischer Koloss, der einst unermüdlich arbeitete, jetzt jedoch von Rost und Metalldieben zerfressen wird.
In anderen Teilen des Geländes lagen Dokumente und Werkzeuge verstreut, als hätte man das Bergwerk von einem Tag auf den anderen verlassen. Die Natur erobert die Reste zurück: Moos, Pflanzen und sogar kleine Bäume wachsen inzwischen dort, wo einst Maschinen lärmten.
Wapno im Jahr 2025: Was ist geblieben?
Heute, im Jahr 2025, ist das Salzbergwerk in Wapno ein gefährlicher Ort. Der Zustand der Gebäude hat sich weiter verschlechtert, und die Überflutungen haben tiefe Spuren hinterlassen. Einsturzgefahr besteht überall, weshalb es strikt verboten ist, das Gelände zu betreten. Trotzdem zieht es noch immer einige Abenteurer und Fotografen an, die sich vom Charme dieses Lost Places angezogen fühlen. Leider gab es bisher keine ernsthaften Bemühungen, das Bergwerk zu restaurieren oder zu einer Gedenkstätte umzuwandeln. Es bleibt ein stummer Zeuge der Geschichte – ein Ort, der mahnt, aber auch fasziniert.
Schaurig und doch gefährlich: Der Trend um Lost Places
Das Salzbergwerk von Wapno ist mehr als nur ein verlassener Ort. Es ist ein Denkmal für den menschlichen Ehrgeiz, die Natur zu beherrschen, und ein Mahnmal dafür, wie schnell alles zusammenbrechen kann. Mein Besuch dort hat mich nachdenklich gemacht und mir einmal mehr gezeigt, wie zerbrechlich unsere Errungenschaften sind.
[amazon box =”B0CYSW8Y7V”]Wenn du ebenfalls eine Schwäche für Lost Places hast, dann vergiss nie: Sicherheit geht vor. Solche Orte sind oft nicht nur faszinierend, sondern auch gefährlich. Halte dich an die Regeln – es lohnt sich nicht, deine Gesundheit oder dein Leben zu riskieren.
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