Transnistrien – eine Reise in ein Land das es nicht gibt

Transnistrien - Eine Reise in ein Land das es nicht gibt
Transnistrien & Moldavien Fotoreise im Jahr 2017 ©URBEXPLORER

Transnistrien ein Land mit eigener Währung und sowjetischer Ideologie

Die Republik Moldawien ist ein kleines Binnenland im Osten Europas, zwischen Rumänien und der Ukraine. Ein langer Streifen im Osten ist die nicht anerkannte Republik Transnistrien. Die Republik ist kein offiziell anerkannter Staat, aber es ist eine unabhängige Republik mit eigener Währung, eigener Regierung und sowjetischer Ideologie. Das kleines Land ist etwa 200 Kilometer lang und an nur wenigen Stellen breiter als zwanzig Kilometer, im Rücken die Ukraine und im Westen, am gegenüberliegenden Ufer des Dnjepr, die Republik Moldawien. Josef Stalin hatte Transnistrien im Jahr 1940 von der Ukraine getrennt und der damaligen Moldauischen Sowjetrepublik zugeschlagen.

Die Republik Moldau war bis 1991 ein Teil der Sowjetunion

Die Republik Moldau war bis zum Zerfall der UdSSR als Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik ein Teil der Sowjetunion mit der Hauptstadt Chișinău. Während dieser Zeit war hier Russisch die Amtssprache, obwohl Moldawien historisch stark durch das Rumänien geprägt ist, da es vor dem Zweiten Weltkrieg ein Teil der Rumänischen Monarchie war. Während des Zerfalls der UdSSR kamen wie in vielen Ländern des Sowjetstaates, auch in dem kleinen Land Moldawien nationalistische Kräfte an die Macht die eine Annäherung und Union mit Rumänien forderten.

Diese machten 1989 Rumänisch zur Amtssprache und begannen mit der Diskriminierung der russischsprachigen und anderen Minderheiten. Ein Großteil davon lebte in der Region Transnistrien, die sich von Norden nach Süden über 200 Kilometer an der moldauisch-ukrainischen Grenze erstreckt. Hinzu kommt die kleine Region Gagausien im Süden des Landes, die eine eigene, dem Türkischen verwandte Sprache pflegt.

Abspaltung von Transnistrien  Ende 1990 nach dem Bürgerkrieg

In Transnistrien formierte sich damals eine starke Unabhängigkeitsbewegung, die im Jahr 1990 in das moldauische Parlament einzog. Nachdem sie ihre Hauptforderungen wie die Wiedereinführung von Russisch als Amtssprache und den Verbleib in der Sowjetunion nicht durchsetzen konnte, flohen die Abgeordneten aus Chișinău in die heutige transnistrische Hauptstadt Tiraspol. Nach gewaltsamen Zusammenstößen spaltete sich Transnistrien Ende 1990 endgültig von Moldau ab.

Moldawien aber begann im Frühjahr 1992 mit dem Versuch, die Region militärisch zurückzugewinnen. Die von Russland unterstützten transnistrischen Milizen konnten den Angriff aber abwehren. Im Juli 1992 wurde ein Friedensvertrag zwischen Transnistrien und der, dann von der Sowjetunion bereits unabhängigen Republik Moldau geschlossen.

Unsere Reise nach Moldawien und Transnistrien zum Unabhängigkeitstag

Wir besuchten die Haupstadt Tiraspol zum Tag der Unabhängigkeit und nahmen an den Festlichkeiten und Militärparaden teil. In Tiraspol kann man bis heute kommunistische Symbolik aus den Sowjetzeiten finden, es ist wie ein „sozialistisches Freilichtmuseum“. Wir fuhren zum autonomen Gebiet Gagausien, wo türkischsprachige aber orthodoxe Bevölkerung lebt. Wir erkundeten eine „Kolchose“ und prächtige Weingüter sowie eine Störfarm und probierten hier den besten Kaviar der Region. Unsere Reise nach Moldawien wurde auch von grandiosen Landschaften, Kirchen, Klöstern, einer Synagoge sowie Architektur und Straßenfotografie untermalt.

Tiraspol die Hauptstadt Transnistriens hat den Charme von Ostberlin 1989

Russische Soldaten überwachen die Grenze zwischen der Republik Moldau und ihrer abtrünnigen Teilrepublik. Eine Grenze, die für Moldau nicht existent ist, weshalb die Polizisten Moldaus auch keine Kontrollen vor dem Schlagbaum vornehmen. Die nicht anerkannte Hauptstadt Tiraspol liegt kaum zehn Minuten hinter der Waffenstillstandslinie von 1992. Etwa 180 000 der rund 600 000 Einwohner Transnistriens leben in Tiraspol, einer Hauptstadt, die den Charme von “Ostberlin 1989” hat. Überall entdeckt man sowjetische Symbolik und Relikte aus längst vergangenen Zeiten, die meisten Straßen von sozialistischer Architektur und Plattenbauten umgeben.

Im Zentrum der Stadt steht auf einem Betonsockel ein Panzer. „Das ist ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Unabhängigkeitskrieges“. Knapp 1000 Menschen starben als 1992 moldawische Soldaten in Transnistrien einrückten. Die Transnistrier wollten um keinen Preis zu Rumänien gehören, wie damals die moldawische Regierung forderte. Transnistrien blieb seitdem autonom, aber es gehört offiziell immer noch zu Moldawien. Es gibt die lokale Währung, den transnistrischen Rubel. Man kann aber auch überall mit Dollar und sogar Euro bezahlen.

Gagausien – Die autonome Region im Süden Moldawiens

Im Süden von Moldawien gibt es eine weitere autonome Region mit Eskalationspotenzial, die Republik Gagausien mit ihren knapp 150.000 Einwohnern. Die Region, die kleiner als das Saarland ist, hat seit 1994 eine weitreichende Autonomie, die in der Verfassung Moldaus verankert ist. Gagausien hat drei offiziell gleichberechtigte Amtssprachen: Gagausisch, Rumänisch und Russisch, wobei Russisch die im Alltag gebräuchlichste Sprache ist.

Seit dem Jahr 2014 verstärken sich auch hier die Rufe nach einer kompletten Unabhängigkeit von Moldau. Am 2. Februar 2014 fand gegen den Willen der moldauischen Regierung ein Referendum statt, in dem 98,4 Prozent für engere Beziehungen mit Russland und anderen GUS-Staaten stimmten. Außerdem solle Gagausien komplett unabhängig werden, falls die Republik Moldau eines Tages ihre eigene Unabhängigkeit aufgibt, etwa durch einen Anschluss an Rumänien.

Bei einer Umfrage sprachen sich 97,2 Prozent der Wähler in Gagausien gegen eine Annäherung an die EU aus. Die betreibt Moldau im Rahmen der so genannten “Östlichen Partnerschaft”, die 2009 ins Leben gerufen wurde, um einige ehemalige sowjetische Staaten näher an die EU zu führen. Seit 2022 hat Moldawien offiziell den Kandidatenstatus zum Beitritt in die EU bekommen. Das Referendum wurde von einem moldauischen Gericht für verfassungswidrig und unrechtmäßig erklärt. Es wird daher von der Regierung in Chișinău bis heute nicht anerkannt.

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