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Die Wiege in der Antike: Ad Aquas Herculi Sacras (153 n. Chr.)
Die Geschichte von Băile Herculane, zu Deutsch Herkulesbad, ist ein Zeitstempel, der fast zweitausend Jahre zurückreicht. Die erste dokumentierte Erwähnung des Kurortes stammt aus dem Jahr 153 n. Chr. in Form einer römischen Inschrift, die dem Ort seinen lateinischen Namen gab: „Ad Aquas Herculi Sacras“ – „Zu den heiligen Wassern des Herkules“.
Die Römer, die das Gebiet des heutigen Banats (damals Teil Dakiens) besiedelten, erkannten die Kraft der schwefelhaltigen Thermalquellen im Tal des Flusses Cerna. Sie weihten den Ort dem Gott Herkules, dem Schutzpatron der Quellen und der körperlichen Stärke, um ihren Soldaten und hohen Beamten Heilung und Erholung zu bieten.
- Überreste der Antike: Auch heute noch zeugen Funde von dieser Epoche. Im Untergeschoss eines der späteren Hotels können noch römische Bäder besichtigt werden, wovon eines sogar weiterhin in Betrieb ist. Auch die berühmte Herkules-Statue im Zentrum des Ortes, die später erneuert wurde, erinnert an den antiken Gründer-Mythos.
Nach dem Rückzug der Römer und dem Einfall verschiedener Völker geriet der Badeort für viele Jahrhunderte in Vergessenheit.

Die Goldene Ära der Habsburger (18. & 19. Jahrhundert)
Die Wiedergeburt und absolute Blütezeit erlebte Herkulesbad im 18. und 19. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger Monarchie. Nach der Übernahme des Banats durch Österreich im Jahr 1718 wurde der Ort systematisch ausgebaut.
- Kaiserlicher Aufschwung: Unter Kaiser Franz Josef I. wurde Herkulesbad zu einem der mondänsten und elegantesten Kurorte Europas. Er selbst soll den Ort als „den schönsten Kurort des Kontinents“ bezeichnet haben.
- Architektonische Pracht: Architekten, darunter der Wiener Carl Wilhelm Christian von Doderer, entwarfen prächtige Bauten im spätbarocken und neoklassizistischen Stil. Repräsentative Namen wie der Franz-Josef-Hof, der Rudolf-Hof oder der Theresien-Hof zeugten vom kaiserlichen Anspruch. Das 1850 erbaute Casino wurde zum gesellschaftlichen Mittelpunkt.
- Kaiserin Sissi: Zu den prominentesten Gästen zählte Kaiserin Elisabeth (Sissi), die 1887 zur Kur hier war. Die bezaubernde Landschaft des Cerna-Tals fand ihren Weg in ihr privates Tagebuch und ihre lyrischen Verse. Ein Badehaus – die sogenannten Neptunbäder – wurde eigens für das Kaiserpaar realisiert.
- Wahrzeichen: 1847 wurde die berühmte Herkules-Statue aus eingeschmolzenen Kanonenrohren der Türkenkriege errichtet – sie war und ist das unverkennbare Symbol für die Heilkraft und Geschichte des Bades.

Die Neuzeit und der Charme des Verfalls
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs fiel Herkulesbad aufgrund des Vertrags von Trianon an Rumänien. Der Kurort setzte seine Tradition fort, und in der sozialistischen Ära wurden neue, größere Kurhotels (oft nach römischen Göttern benannt) im oberen Teil des Ortes gebaut. Glücklicherweise blieb der historische Ortskern der Habsburger Zeit größtenteils unangetastet.
- Das Erbe der Geschichte: Heute ist Băile Herculane ein Ort der tiefen Melancholie und ein Mekka für Architekturliebhaber und Fotografen, die den Charme des Verfalls suchen. Viele der prächtigen Bauwerke, die einst Kaiser und Könige beherbergten, sind heute Ruinen, die langsam von der Natur zurückerobert werden – eindringliche Zeugen einer glanzvollen Vergangenheit.
- Ein Lost Place mit Seele: Der Kontrast zwischen der ehemaligen imperialen Pracht und dem heutigen Zerfall macht Herkulesbad zu einem der faszinierendsten Lost Places Europas – ein lebendiges Denkmal für die Flüchtigkeit von Macht und Schönheit.
Trotz des sichtbaren Verfalls bleibt Herkulesbad ein Ort, der die Besucher mit der Magie seiner zweitausendjährigen Geschichte und dem Versprechen seiner heiligen Wasser in seinen Bann zieht.

Die Urbexplorer Rumänien-Reise im Überblick
Die 8-tägige URBEXPLORER-Rundreise “Auf den Spuren von Dracula“ bietet eine einzigartige Mischung aus Abenteuer, Geschichte und Fotografie in Transsilvanien und den Karpaten. Neben dem Besuch der legendären Burg Bran (Draculas Schloss) und der mittelalterlichen Geburtsstadt Sighișoara liegt der Fokus auf der spektakulären Natur, inklusive einer Fahrt über die höchste Passstraße Rumäniens, die Transalpina, sowie der Entdeckung geheimnisvoller, verlassener Orte (Lost Places). Die Reise in kleiner Gruppe ermöglicht authentische Einblicke in Kultur und Geschichte, kombiniert mit dramatischen Fotomotiven abseits der klassischen Touristenpfade.






