Im Spätsommer 2017 war ich erneut in der Sperrzone von Tschernobyl unterwegs. Die verlassenen Straßen von Pripjat, überwuchert von Natur, wirken wie aus einer dystopischen Erzählung. Doch an diesem Tag war es nicht die Stille der Geisterstadt, die für Aufregung sorgte. Es war das ikonische Riesenrad im Vergnügungspark von Pripjat – Symbol einer unterbrochenen Zukunft –, das plötzlich im Zentrum eines handfesten Skandals stand.
Inhaltsübersicht
Das Riesenrad dreht sich?
Ein Video sorgte für Schlagzeilen: Darin war zu sehen, wie sich das Riesenrad einmal drehte, um dann in seine Ausgangsposition zurückzukehren. Angeblich hatten polnische Touristen das Rad mit Muskelkraft bewegt, ohne es dabei zu beschädigen. Die Szene löste in sozialen Netzwerken heftige Reaktionen aus. Während einige den Vorfall als harmlosen Spaß abtaten, sahen andere darin eine pietätlose Aktion, die die Würde der Opfer der Katastrophe missachtete.
- Higginbotham, Adam (Autor)
Die Verwaltung der Sperrzone reagierte prompt und erklärte, das Video sei eine Fälschung. Offizielle Untersuchungen hätten ergeben, dass die Mechanik des Rades so schwer beschädigt sei, dass es sich unmöglich bewegen könne. Dennoch schickte man Experten, um den Zustand des Riesenrads zu überprüfen. Gleichzeitig wurde angekündigt, die Überwachung der Zone zu verstärken, um ähnliche Aktionen in Zukunft zu verhindern.
Die Realität vor Ort
Als ich den Vergnügungspark an diesem Tag erreichte, stand das Riesenrad wie immer still – majestätisch und bedrückend zugleich. Es wurde nie offiziell in Betrieb genommen, denn die geplante Eröffnung am 1. Mai 1986 fiel dem Reaktorunglück vom 26. April zum Opfer. Für mich symbolisiert es die erstickte Unbeschwertheit der einstigen Arbeiterstadt.
Unser Guide erzählte uns, wie das Riesenrad mit der Zeit zu einem Magneten für Abenteurer und Influencer wurde. Doch auch wenn das Video spektakulär wirkte, war es wohl eher ein geschickter PR-Trick oder eine Inszenierung. „Niemand hat das Riesenrad gedreht“, meinte unser Guide mit einem Lächeln. „Es bewegt sich nur in den Köpfen derer, die hier waren.“
Die dunkle Seite des Katastrophentourismus
Wir sprachen auch über die negativen Entwicklungen, die der wachsende Tourismus mit sich bringt. Von illegalen Graffiti bis hin zu mutwilliger Zerstörung – die magische, aber fragile Atmosphäre der Sperrzone wird oft von Gedankenlosigkeit bedroht. Diese Vorfälle zeigen, wie wichtig es ist, mit Respekt und Achtsamkeit durch die Zone zu wandern.
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Das Abenteuer, das bleibt
Trotz allem bleibt die Reise in die Sperrzone ein unvergessliches Erlebnis. Neben dem Riesenrad und den übrigen Überresten des Vergnügungsparks besuchten wir das Kernkraftwerk, den beeindruckenden neuen Sarkophag und den gigantischen Duga-3-Radarkomplex. Höhepunkt war der Besuch bei den „Babushkas von Tschernobyl“, den älteren Frauen, die trotz allem hier geblieben sind. Ihre Geschichten über das Leben in der Zone und ihre beeindruckende Stärke hinterließen bleibende Eindrücke.
Auch wenn sich das Riesenrad in Pripjat nicht bewegt hat, bleibt es ein mächtiges Symbol. Es erinnert uns daran, wie zerbrechlich unsere Welt ist – und wie wichtig es ist, das Erbe dieser Orte zu bewahren.
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