Inhaltsübersicht
Drei AKW Blöcke mussten bisher abgeschaltet werden
Schon seit längerer Zeit häufen sich Störungen in den ukrainischen Atomkraftwerken. So auch am 3. Januar 2018. Diesmal traf es den Block 2 der Anlage in Chmelnickij. In der Folge dieses Störfalls musste am 11. Januar 2018 der Block des Atomkraftwerks „Südukraine“ abgeschaltet werden, am 19. Januar 2018 folgte der Block 3 des Atomkraftwerks Riwne, das bereits im Oktober letzten Jahres zweimal hintereinander notabgeschaltet werden musste. Die letzte Abschaltung aufgrund eines Störfalls wurde am 20. Januar 2018 im Block 2 des AKW Saporischschja vorgenommen. Somit sind knapp 25 Prozent der ukrainischen Kraftwerksreaktoren von den Havarien betroffen.
Da die AKW’s knapp 60 Prozent des Stroms in der Ukraine erzeugen, stehen somit 15 Prozent der installierten Kraftwerksleitung außerplanmäßig nicht zur Verfügung. Fasst man die entsprechenden Ereignisse der zurückliegenden Jahre zusammen, so geht dabei die Kurve der Störfälle steil nach oben. Bereits im Jahr 2016 waren doppelt so viele Störungen wie im Jahr zuvor zu verzeichnen. Gründe dafür gibt es viele. Einerseits sind die AKW in der Ukraine absolut überaltert. Sie wurden zumeist in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet. Von den bestehenden 15 Reaktoren haben 7 ihre planmäßige Laufzeit bereits überschritten und produzieren nur noch mit Sondergenehmigungen weiter. Weitere 5 haben ihre Laufzeit bis zum Jahr 2023 erreicht. Was danach passiert, weiß niemand.
Kein geordneter Rückbau wegen fehlender finanzieller Mittel
Um in der Ukraine geordnet stilllegen zu können, fehlt die finanziellen Mittel. Atomkraftwerke zurückzubauen verursacht Kosten in ähnlicher Höhe wie deren Erbauung. Normalerweise hätte „Energoatom“ Rücklagen aus den laufenden Erträgen der Stromproduktion bilden müssen, um nun die Kosten für Stilllegung und Rückbau tragen zu können. Dies ist aber in den vorhergehenden Jahren nie ausreichend geschehen.
Sind die amerikanischen Brennelemente schuld am Risiko?
Warum sich gerade in den ukrainischen Atomkraftwerken derzeit diese Störfälle häufen, erklären Experten nur unter der Hand. Die Politik traf die Entscheidung, dass für die Reaktoren amerikanische Brennelemente der Firma Westinghouse eingesetzt werden sollen, die in Schweden produziert werden. Offensichtlich gibt es bei jedem Wechsel dieser Teile aber große Schwierigkeiten. Besonders riskant sind nach Expertenmeinungen die Situationen, wenn russische und amerikanische Brennelemente nebeneinander montiert wurden, so berichtet 2017 auch die Washington Times. Westinghouse plante die Lieferung der Brennteilelemente an die Ukraine explizit als Pilotprojekt. Ziel war es, Russland mittelfristig aus den westlichen Staaten, in denen russische Reaktoren stehen, aus dem Markt zu drängen. Finnland stellt beispielsweise stellte 2017 die versuchsweise Zusammenarbeit mit Westinghouse aufgrund Unzuverlässigkeit wieder ein, zumal die Produkte um ein Drittel teurer sind als die Elemente aus Russland.
Politische Entscheidungen werden zur Gefahr
In der Ukraine ist es bis heute nicht gelungen, die Lieferungen aus Russland vollständig zu ersetzen. Im Jahr 2017 investierte die Ukraine 548 Millionen Dollar in Brennelemente, davon 126 Millionen Euro in amerikanische Produkte. Geht es nach der ukrainischen Regierung, sollen nun auch noch Lieferungen aus China hinzukommen. Somit gehen die Experimente auf Kosten der ukrainischen und auch europäischen Bevölkerung unaufhaltsam weiter.