Atomruine: Touristen besuchen das Kraftwerk Tschernobyl

Fotoexpedition Tschernobyl

Wie kam es zur Reaktorkatastrophe in Tschernobyl?

Am 26. April 1986 kam es in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine zum bislang größten Unfall in der Geschichte der Kernenergie. Die Hauptursachen waren gravierende Konstruktionsmängel in der Bauweise des sowjetischen Reaktortyps RBMK und eklatante Defizite in der Sicherheitskultur. Durch die extremen Temperaturen hatten sich die Stäbe verbogen und passten nicht mehr in die vorgesehenen Einschublöcher. Es kam zu einer ersten Explosion, bei der Teile des Reaktors und des 64 Meter hohen Reaktorgebäudes zerstört wurden. Der Graphitmantel des Reaktors begann zu brennen.


Tschernobyl Schaltraum

Ein Besuch im Inneren des Kernkraftwerks in Tschernobyl

Auf unserer letzten Reise nach Tschernobyl und Prypjat haben wir an einer Führung durch die Gebäude und das riesige Gelände des Atomkraftwerks Tschernobyl teilgenommen. Nach einem Sicherheitscheck und einer Einweisung ging es mit einem weißen Kittel, einer Kopfbedeckung und einem hauseigenen Dosimeter durch mehrere Sicherheitsschleusen und endlos lange Flure zum Kontrollraum im Block 2. An vielen Stellen im Kraftwerk ist das Fotografieren verboten und die vielen Sicherheitsleute achten streng darauf das dies auch eingehalten wird. Die Atmosphäre entspannt sich nach der Ankunft im sogenannten “goldenen Korridor”, der seinen Namen der Farbe des goldenen Aluminiumplatten, die nach 1986 hier eingebaut wurden, um die Reinigung zu erleichtern verdankt.

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Turbinenraum von Block 3 des Kernkraftwerkes von Tschernobyl

Entlang des goldenen Korridors zu den Turbinenräumen

Der Korridor erstreckt sich über fast einen Kilometer und führt durch alle Kraftwerksblöcke und endet im Sarkophag des Block 4. Wir halten an der Tür mit einem Telefon an seiner Seite, durch die unser Guide uns ankündigt und wir durch eine Tür in den Kontrollraum des Block 2 gelangen, der Baugleich mit dem Kontrollraum im havarierten Block 4 ist. Als nächstes gingen wir zu der Pumpen und Turbinenhalle, wo an einem unserer Dosimeter die Strahlung bis auf das Niveau von 300 mSv / h (in Berlin beträgt die durchschnittliche Strahlung 0,20 mSv / h). Wir passierten auch eine Wand mit einer roten Sicherheitstür die  uns von dem Block 4, das 1986 zerstört wurde, trennt. In der Nähe befindet sich auch ein Denkmal für Valery Chodemczuk der hier tragischerweise verstorben ist. Dessen Körper wurde nie gefunden. Im mittlerweile stillgelegten Kraftwerk arbeiten noch immer sehr viele Menschen. Auf dem Außengelände errichten Arbeiter aus der ganzen Welt den neuen Sarkophag der ab 2017 den havarierten Block 4 ummanteln soll.

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Der goldene Flur im Kernkraftwerk Tschernobyl

Wie war das Atomkraftwerk mit sowjetischer RBMK Technik aufgebaut?

Auf dem Gelände des Atomkraftwerks Tschernobyl waren 1986 vier Reaktorblöcke in Betrieb und zwei weitere in Bau. Die Blöcke 1 und 2 gingen 1977 bzw. 1978 in Betrieb, die Blöcke 3 und 4 wurden 1981 bzw. 1984 ans Netz geschaltet. An den Blöcken 5 und 6 wurde noch gebaut und sie sollten 1986 und 1988 in Betrieb gehen. Die Blöcke sind vom Typ eines Graphitmoderierten Druckröhren – Siedewasserreaktors (RBMK-1000), mit einer elektrischen Leistung von je 1.000 MW. Das Reaktordesign weist zwei Kühlmittelkreisläufe auf welche die Wärme von jeweils einer Reaktorhälfte abführen. Kernreaktoren dieses Typs wurden ausschliesslich auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR gebaut und betrieben. Die etwa 1700 Brennstäbe befinden sich jeweils in einer eigenen Druckröhre und nicht, wie in anderen Kernreaktoren üblich, in einem großen Druckbehälter.

Im Kontrollraum von Block 2 des Kernkraftwerkes in Tschernobyl
Im Kontrollraum von Block 2 des Kernkraftwerkes in Tschernobyl

Was war der Auslöser für die Zerstörung am Reaktorblock 4?

Am Samstag, den 26. April 1986 kam es aufgrund technisch bedingter Baufehler und menschlicher Fehlentscheidungen zu einer Explosion in Block 4, ausgelöst durch eine nukleare Leistungsexkursion. Angefangen hat alles mit einem verspäteten Test, der die Stabilität des Kraftwerkes bei einem vollkommenen Stromausfall simulieren sollte. Vor allem sollte gezeigt werden, dass die auslaufenden Turbinen des Dampfgenerators genügend Strom erzeugen würden, um das Kühlsystem und die Sicherheitssysteme im Reaktor betriebsbereit zu halten bis die Notstromaggregate angesprungen wären, wenn sowohl außerhalb des Kraftwerkes von Tschernobyl wie auch innerhalb der Strom ausfallen würde.

Tschernobyl Fallout Tour - Visite im Kraftwerk
Tschernobyl Fallout Tour – Visite im Kraftwerk

Alle Reaktorblöcke in Tschernobyl sind stillgelegt

Wie sich dann später herausstellte wurde dieser Versuch unter Bedingungen durchgeführt, die weit außerhalb des zulässigen Betriebszustandes des Kraftwerkes lagen. Hierbei waren es nicht nur bauartbedingte technische Fehler, die die Katastrophe von Tschernobyl hervorriefen, es waren vor allem Fehlentscheidungen des Personals.Die Reaktorblöcke von Tschernobyl sind heute alle mittlerweile stillgelegt. Im Oktober 1991 wurde nach einem Brand der Block 2 stillgelegt. Im November 1996 erfolgte die Stilllegung von Block 1 und im Dezember 2000 letztendlich der Block 3. (Quelle: teilweise Wikipedia)

Neue Schutzhülle über dem Reaktorblock 4 in Tschernobyl
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