Wassili Ignatenko – Ein Held von Tschernobyl

Hot Spot mit Radioaktivität
Hot Spot mit Radioaktivität

Eine gewaltige Katastrophe für 7 Millionen Menschen

Tschernobyl ist ein Wort, das wir eigentlich aus unserer Erinnerung streichen würden. Doch es gibt zwei zwingende Gründe, warum diese Tragödie nicht vergessen werden darf. Erstens, wenn wir Tschernobyl vergessen, erhöhen wir das Risiko weiterer solcher Technologie- und Umweltkatastrophen in der Zukunft. Zweitens, mehr als sieben Millionen unserer Mitmenschen können sich den Luxus des Vergessens nicht erlauben. Sie leiden noch immer an den gesundheitlichen oder materiellen Spätfolgen. Tschernobyl wird uns, und unsere Nachkommen begleiten und zwar für viele kommende Generationen.

Tschernobyl und die Zukunft der Energieversorgung

Viele europäische Länder debattieren heute den Ausbau der Atomenergie. Die Erfahrungen von Tschernobyl spielen dabei keine Rolle mehr. Doch können wir die Energieversorgung der Zukunft sowie unser Verhältnis zur Umwelt wirklich diskutieren, ohne die Erfahrungen mit einer der schlimmsten atomaren Katastrophen der Geschichte zu berücksichtigen? Besonders jene Menschen, die ihr Leben infolge von Strahlenschäden eingebüßt haben oder deren Leben die Katastrophe für immer verändert hat. Das sind insbesondere die vielen Liquidatoren, die Umsiedler aus den Sperrzonen sowie 5 Millionen Menschen, die auch heute noch auf kontaminiertem Boden leben.

Die vergessenen Helden der Katastrophe

Während unserer Tour durch Weißrussland im Oktober 2019 besuchten wir ein Denkmal zu Ehren Wassili Iwanowitsch Ignatenkos, das auf dem zentralen Platz der Ortschaft Brahin errichtet wurde. Infolge des Unfalls im Kernkraftwerk Tschernobyl, das sich nur 45 Kilometer südlich der Siedlung befindet, wurde Brahin wie viele andere Orte in Weißrussland radioaktiv kontaminiert und ist eine der von der Katastrophe am stärksten betroffenen Ortschaften.

Die mutigen Feuerwehrmänner von Tschernobyl

Ignatenko war ein weißrussischer Feuerwehrmann und Liquidator von Tschernobyl. Dort hatte er am 26. April 1986 Wachdienst und war für den vierten Reaktorblock des Kernkraftwerks zuständig. Er war einer der ersten, der in der Unglücksnacht vor Ort war und das radioaktive Feuer bekämpfte. Ignatenko arbeitete in großer Höhe, bei hohen Temperaturen und starkem Rauch, womit er seiner Mannschaft als “Kommandeur der Abteilung der 6. unabhängigen paramilitärischen Feuerwehr zum Schutz der Stadt Prypjat” ein großes Vorbild war.

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Bei seinem aufopferungsvollen Einsatz nahm er eine tödliche Strahlendosis auf, weshalb er bereits am 13. Mai in einer Moskauer Spezialklinik verstarb. Ignatenkos Geschichte wird von seiner Witwe Ljudmila in dem Buch „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ von Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch und in der HBO-Miniserie “Chernobyl” erzählt.

Tschernobyl und die Gefahr für Europa

Dieser mutige Feuerwehrmann und sein Denkmal stehen beispielhaft für eine Riege von Menschen – von Helden -, die mit der Zeit leider immer mehr in Vergessenheit geraten. Dabei ist es so wichtig, sich an sie und ihre Taten zu erinnern. Dass sie nicht nur ihr eigenes Land, sondern ganz Europa gerettet haben. Man mag sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn es zu einer weiteren, noch viel schlimmeren Explosion im Kernkraftwerk gekommen wäre. Sie hätte nicht nur alles Leben im Umkreis von 30 Kilometern ausgelöscht, sondern auch große Teile Europas für lange Zeit unbewohnbar gemacht. Diese Menschen sind Helden der neuen Geschichte. Dabei retteten sie mehr als ihr Heimatland – sie retteten unser aller Leben.

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