Der Bau der Artilleriefestung Bouda in Tschechien

Artilleriefestung Bouda
Artilleriefestung Bouda - ©URBEXPLORER REISEN

Die Befestigungen der Artillerie-Werkgruppe Bouda (Baudenkoppe)

Die Artilleriefestung Bouda zählt gemeinsam mit der Festung Hůrka zum größten Bestandteil des Systems der Vorkriegsbefestigung aus den Jahren 1935–1938. Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler im Jahr 1933 verschlechterten sich die bis dahin durchaus guten Beziehungen zwischen Deutschland und der damaligen Tschechoslowakei (CSR) zunehmend. Die Revision der Ergebnisse des Versailler-Vertrages durch Deutschland zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt deutlich ab und versprach nichts gutes für die Zukunft. Die deutsch-tschechoslowakische Grenze war zu diesem Zeitpunkt etwa 1 545 km lang. Nach dem Anschluss von Österreich an Deutschland im Jahre 1938 wuchs diese Länge sogar auf gigantische 2103 Kilometer. Es musste somit von Seiten des Tschechoslowakischen Staates dringend in die Landesverteidigung investiert werden. Außer Deutschland war damals auch Ungarn als ein potentieller Gegner. Die gemeinsame gemeinsame Grenze betrug zu diesem Zeitpunkt ganze 832 Kilometer.  Auch die Grenze zu Polen mit insgesamt 948 Kilometern galt auch als unsicher denn es gab zunehmend Spannungen um das Teschener Gebiet.

Artilleriefestung Bouda
Artilleriefestung Bouda – ©URBEXPLORER REISEN

Eine gigantische Artilleriefestung an der deutschen Grenze entsteht

Nach einer in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zur Verteidigungsfähigkeit wurde aufgrund der Empfehlung des verbündeten Frankreichs beschlossen, ein gigantisches Befestigungssystem an der deutschen Grenze und im Landesinneren auszubauen. Gleichzeitig wurde entschieden alle Streitkräfte der Tschechoslowakei entsprechend zu modernisieren. Das notwendige Fachwissen für das beschlossene Befestigungsprojekt konnten französische Militärfachleute mit Erfahrungen aus dem Ausbau der eigenen Maginot-Linie bringen. Die Befestigungen sollten die wichtigsten Wirtschafts- und Verwaltungszentren schützen sowie eine ungestörte Mobilmachung und den Aufmarsch der tschechoslowakischen Streitkräfte in die Verteidigungspositionen ermöglichen. Aufgrund de extremen Grenzlänge und der strategisch ungünstigen Form der Tschechoslowakei konnte aus finanziellen und logistischen Gründen keine durchgehende Linie schwerer Befestigungen finanziert werden.

Leichte Bunker, Panzersperren, Festungen und Großbunker bildeten einen Verteidigungsring

Als das am häufigsten anzutreffende Element des Befestigungssystems waren leichte Anlagen (Maschinengewehr-Schartenstände) der Baureihe 36 und insbesondere die leichten Anlagen der Baureihe 37 als Nachfolgemuster vorgesehen, deren Anzahl mit dem Abschluss der Befestigungsarbeiten Anfang der 50er Jahre  auf ca. 16 000 Stück anwachsen sollte. Nur an den strategisch wichtigsten Stellen wurden schwere Befestigungen vorgesehen, die in Form extrem widerstandsfähiger Großbunker realisiert werden sollten. Davon sollten nach Abschluss aller Arbeiten etwa 1500 entstehen. Die leichten Befestigungsanlagen waren für die Erschwerung des feindlichen Vormarsches und zur Erleichterung der Verteidigung mobiler Streitkräfte bei Verzögerungsgefechten vorgesehen. Die Bauausführung der leichten Anlagen ist einfach, zumal bei ihrer Konzeption keine logistischen Einrichtungen für eine längere Kampfhandlung eingeplant wurden. Im Gegensatz zu der leichten Konzeption sollten die schweren Befestigungsanlagen den feindlichen Vormarsch für eine längere Zeit zum Stillstand bringen. Man hatte mit einer Dauerbesetzung der schweren Anlagen gerechnet. Eine anspruchsvolle technische Ausstattung und umfangreiche logistische Einrichtungen sollten einen längeren Widerstand von einige Wochen ermöglichen.

Bis 1938 waren über 10.000 leichte Anlagen und 229 schwere Bunker fertiggestellt

Bis zur Sudetenkrise im September 1938 konnten fast 10 000 leichte und 229 schwere Anlagen komplettiert werden. Es wurden fünf massive Artillerie-Werkgruppen baulich fertiggestellt, an weiteren fünf Werkgruppen liefen die Bauarbeiten bereits, während weitere fünf Werkgruppen sich noch in einem Planungsstadium befanden. Insgesamt rechnete man mit 15 Werkgruppen, die die schwere Befestigungslinie zwischen den Städten Mährisch Ostrau (Ostrava) im Osten und Trautenau (Trutnov) am Rand des Riesengebirges im Westen verstärkten sollten.

Abbruch der Bauarbeiten 1938 und Spannungen im Sudetenland

Die Arbeiten auf dem tschechoslowakischen Befestigungssystem wurden aufgrund der neuen politischen Konstellation in Mitteleuropa vorzeitig im Oktober 1938 abgebrochen. Die seit längerer Zeit anschwellende und durch Hitler gezielt unterstützte Sudetenkrise führte im September, nicht zuletzt durch die massive politische Unterstützung anlässlich des Parteitages der NSDAP in Nürnberg, zu einer Eskalation der politischen Spannungen und zu einem offenen Aufstand im westlichen und nördlichen Grenzgebiet, dem Sudetenland. Am 23. September 1938 wurde eine allgemeine Mobilmachung der tschechoslowakischen Streitkräfte angeordnet. Nach genau zwanzig Friedensjahren stand Europa wieder einmal am Anfang eines neuen Krieges.

Münchener Konferenz – Das Land wurde von den Verbündeten verraten

Am 29. September wurde in München eine Vierer-Konferenz eröffnet, bei welcher Adolf Hitler, Edouard Daladier, Neville Chamberlain und Benito Mussolini die ethnische Trennung der tschechischen und deutschen Völker und die künftige Grenzen des Staates in Abwesenheit seiner Vertreter festlegten. Diese Tatsache dokumentiert auf drastische Weise die politische Abwertung des tschechoslowakischen Verbündeten durch die beiden Garanten seiner Unabhängigkeit, Großbritannien und Frankreich. Die Entscheidung lautete: Innerhalb von 10 Tagen, bis zum 10. Oktober 1938 sind die mehrheitlich deutschsprachigen Grenzgebiete an das benachbarte Deutschland abzutreten. Durch die Abtretung von fast 20 000 Quadratkilometern an Deutschland und weiteren 12 000 Quadratkilometern an Ungarn und Polen hat die damalige Tschechoslowakei nicht nur viel Wirtschaftspotential, sondern auch fast alle Anlagen der Grenzbefestigung bis zum Ende des Krieges im Jahre 1945 verloren.

Die Artillerie-Werkgruppe Baudenkoppe wurde 1938 fertiggestellt

Der Ausbau der Werkgruppe wurde am 1. Oktober 1936 angefangen und wurde mit der Hilfe von bis zu 800 Arbeitern eines Bauunternehmens aus Prag in der unglaublich kurzen Zeit von weniger als 24 Monaten abgeschlossen. Die Material- und Lohnkosten beliefen sich auf 28,5 Millionen Kronen, hierbei wurden die zusätzlichen Kosten für die Innenausstattung und Ausrüstung nicht berücksichtigt. Während des Höhepunktes der Sudetenkrise im September 1938 liefen in der Werkgruppe noch fieberhaft Komplettierungsarbeiten, wobei einige wichtige Teile der Innenausstattung und Bewaffnung (Geschützturm mit den beiden Haubitzen 10 cm) noch fehlten. Die Infanteriewerke waren allerdings voll bewaffnet und die vorläufige Besatzung von 119 Mann vom Batalion V des Grenzregiments 19 unter Major der Infanterie Jan Spale war auf eine Auseinandersetzung mit dem Angreifer vorbereitet.

Eine ausgeklügelte Anlage mir 3.5 Meter dicken Frontwänden

Die Artillerie-Werkgruppe Baudenkoppe ist eine von den fünf bautechnisch fertiggestellten Werkgruppen und als einzige in ihrer ursprünglichen Gestalt der Öffentlichkeit zugänglich. Sie besteht aus fünf Einzelwerken, die in der höchsten Ausbaustärke “IV” gebaut sind. Die Decken und die dem Feind zugewandten Frontwände sind 3,5 Meter dick und sollten Beschuss mit Artilleriegranaten Kaliber 42 cm sowie Volltreffer mit allen damaligen Fliegerbomben aushalten. Diese Werke sind unterirdisch durch ein System von Hohlgängen verbunden.

Dort befand sich damals alles, was die Besatzung von 316 besonders ausgewählten und ausgebildeten Soldaten der Grenztruppen zur Erfüllung ihres Kampfauftrags benötigten. Darüber hinaus sollte es in der Werkgruppe eine Verstärkung in Größe einer halben Infanterie-Kompanie (87 Mann) geben, die bei besonderen feindlichen Aktivitäten (z.B. Angriffe von Fallschirmjägern oder Sturmpionieren) auf der Festungsoberfläche die Verteidiger entlasten sollte. Insgesamt sollte eine kriegsmäßige Besatzung eine Stärke von ca. 400 Mann haben. Man rechnete mit einem möglichen Widerstand einer vom Feind voll eingeschlossenen Festung über einen Zeitraum einiger Wochen.

 

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