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Eines der gröĂten Kraftwerke in Schlesien
Die Bewohner der Region Schlesien waren bis zum 19. Jahrhundert vorwiegend in der Landwirtschaft tĂ€tig, als im Zuge der Industrialisierung und technischer Entwicklung die Schwerindustrie hier in der Region angesiedelt wurde. Zu dieser Zeit kaufte der bekannte schlesische Industrielle Karl Godula, der hiesige Zink und Kohle-Magnat, immer mehr LĂ€ndereien mit gigantischen Rohstoffvorkommen. Nach seinem Tod ĂŒbernahm seine Adoptivtochter Joanna Gryzik, mit ihrem Ehemann Ulrich Schaffgotsch das gesamte Vermögen und die Industrieanlagen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entschied sich die Schaffgotsch Bergwerksgesellschaft GmbH fĂŒr die Errichtung eines Kohlekraftwerks mit Kohle aus dem nahe gelegenen Bergwerk “GrĂ€fin Johanna”. Bald wurde eines der gröĂten Kraftwerke in Schlesien errichtet.
Eine einzigartige Industriearchitektur
Die Architekten der ungewöhnlichen GebĂ€ude waren die Cousins Georg und Emil Zillmann, die bereits fĂŒr die Planung und den Bau der Zeche “Giesche” und der berĂŒhmten Arbeiterwohnsiedlungen Giszowiec und Nikiszowiec verantwortlich waren. Es entstand somit ein riesiger Industriekomplex mit VerwaltungsgebĂ€ude, Maschinenraum, Pumpstation, Heizungsraum, Hauptschaltstation und Innenhof. Das GebĂ€udeensemble waren aus Klinkerstein, glasiertem Ziegel gebaut. MansardendĂ€cher mit Gaubenfenstern bedeckt dann das Mauerwerk. Das ganze Kraftwerk erweckt den Eindruck einer Kathedrale. Dies wird durch die hohen Fenster noch weiter verstĂ€rkt. Die Anlage wurde am 29. November 1920 eröffnet. Die vierseitige Siemens- und Halske-Uhr wurde 1925 auf dem Turm des Kraftwerks montiert und mit 54 in der Anlage betriebenen Uhren gekoppelt. In den Jahren 1939 bis 1944 erreichte das Kraftwerk seine maximale Leistung von 100 MW. Damals arbeiteten dort ĂŒber 900 Menschen. Es könnte durchaus als eines der gröĂten Kraftwerke in Europa in dieser Zeit betrachtet werden.
Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg schnell wieder aufgebaut und in den 1950er Jahren in Ă€hnlicher Funktion betrieben, war das Kraftwerk eines der gröĂten in der Volksrepublik Polen und in Europa. In den 1970er Jahren wurde das Kraftwerk von einem WĂ€rmekraftwerk auf ein Heizkraftwerk umgestellt. Es wurde bis Mitte der 1990er Jahre modernisiert. Seit den spĂ€ten 1990er Jahren wird das Kraftwerk mit deutlich reduzierter KapazitĂ€t betrieben, hauptsĂ€chlich als Reservekraftwerk. Heute ist es ein Industriedenkmal. WĂ€hrend einer Abstimmung 2009, wurde es zu einem der âSieben architektonischen Wunder der Woiwodschaft Schlesienâ gewĂ€hlt.
Vielen Dank an Betty Kirsche Fotografie fĂŒr die tollen Bilder!
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